Archiv 2010

Werkschau auf dem Christopherus-Hof

Einladung zur Werkschau

Das Christopherus-Ensemble wurde in den vergangenen Monaten durch 4 neue TeilnehmerInnen bereichert. Die Gruppe verändert sich durch durch neue Mitglieder. Es gibt das Stammensemble, mit dem wir nun bereits seit 2006 arbeiten, es gibt Gäste, die dann und wann mal hereinschauen, an einer Probe teilnehmen oder auch einfach nur zuschauen und es gibt diejenigen, die sich zum Semesterbeginn dazu entschließen, einzusteigen.

Die Dynamik in der Gruppe verändert sich fortwährend, aktuell besonders dadurch, dass eine Rollstuhlfahrerin zu uns gestoßen ist. Lange hat unsere neue Teilnehmerin die tanzpädagogische Arbeit im Einzel- und Kleingruppenunterricht erfahren und war immer sehr bedacht darauf, bei ihren Bewegungen nicht gesehen zu werden. Plötzlich fasste sie den Entschluss, die Ensemblearbeit kennen lernen zu wollen. Das Ensemble macht durch ihre Anwesenheit neue Erfahrungen und sie selbst macht neue Erfahrungen in der Ensemblearbeit. Das führte dazu, dass unsere anfangs scheue Einsteigerin schon bald einen Platz in unserer nächsten Werkschau einnehmen wollte. Welch eine Entwicklung!

Wir haben in der Vergangenheit schon in anderen Zusammenhängen Außenräume mit unseren Bewegungen erkundet, und das zu allen Jahreszeiten. Der Außenraum stellt ganz besondere Anforderungen an alle Beteiligten und wird zu einer natürlichen Kulisse. In der Vorbereitung auf unsere Werkschau am 30.11.2010 hatten wir nicht wirklich mit der Möglichkeit von klirrender Kälte, 20 cm Schnee und eisigem Wind gerechnet.

Aber auch ohne diese widrigen Umstände bedarf die outdoor-Präsentation einer andersartigen Vorbereitung. Wie arbeiten die TeilnehmerInnen mit dem Container, der mitten auf unserer „Naturbühne“ steht. Welche Anforderungen werden durch den Untergrund an uns gestellt und wie bewegen sich unsere Körper auf dem unebenen Boden. Wie wirkt die fehlende Begrenzung nach oben auf uns, wo sind die Bezugspunkte des Außenraums und was unternehmen wir, um unser Vorhaben trotz unerwarteter Umstände in die Tat umzusetzen? Es geht darum, etwas zu wagen, sich zu überwinden, sich der Herausforderung durch die schneidend kalte Luft zu stellen und die Wartezeit bis zum Auftritt zu überwinden und sich dann auf dem unebenen Grund sicher zu bewegen.

Und schließlich gelang es uns, unsere Miniatur-Werkschau farblich, akustisch und mit unseren szenischen Bewegungsepisoden zu verwirklichen. TeilnehmerInnen und ZuschauerInnen erlebten trotz der bitteren Kälte eine genussvolle Darbietung. Wir danken an dieser Stelle all unseren Helfern, die so hervorragend mitgewirkt haben, um unsere Präsentation zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen.

Projekt in Limburg an der Lahn

Einladung zur Werkschau

Am 25. September war in Limburg ein neues Bewegungs-Performance-Projekt an den Start gegangen. Im Februar 2010 hatten wir im Rahmen von 2 workshops unsere Arbeitsweise “Von der Körpererfahrung in den tänzerischen Ausdruck” vorgestellt. Aus diesen vorbereitenden workshops wurden die Pläne für eine projektbezogene Zusammenarbeit geschmiedet, die sich als sehr lehrreich und bereichernd erweisen sollte.

Unsere Gruppe in Limburg bestand aus Männern und Frauen, die schon fortgeschrittenen Lebensalters waren und sich dennoch für eine Teilnahme an einem Projekt der darstellenden Arbeit im Bewegungstheater entschlossen haben und sich begeistern konnten. Der Blick auf die vielfältigen Beeinträchtigungen bestimmt ohnehin nur am Anfang die Perspektive.

Mit jeder weiteren Begegnung und mit dem Entstehen eines Gruppengeistes tritt diese Sichtweise immer mehr in den Hintergrund und der Blick wird frei und sensibel für das Potenzial, für die Möglichkeiten, die jeder einzelne in die Gruppe trägt.

Keine Projektgruppe ist wie die andere und so durften wir auch in diesem Projekt wieder feststellen, dass jede Gruppe ihr eigenes Tempo hat und in einer ihr eigenen Weise das angebotene Bewegungs- und Darstellungsmaterial aufgreift und dankbar für sich annimmt. Der Einzelne findet seinen Weg im Tun, von der Schwere in den Bewegungsfluss.

Im Prozess des Kennenlernens und Vertrautwerdens mit der Körperarbeit und mit den einführenden Übungen zur Imagination und zur Darstellung werden die Grundlagen gelegt für die späteren Erkundungen. Hier zeigen sich die TeilnehmerInnen mit ihren Fragen und Antworten, hier entsteht Kommunikation auf nonverbaler Ebene und die Freude an der Arbeit.

Wer ist dieser Mensch, der anfangs immer mit seinen Heften und Broschüren zum workshop kommt und uns seine Unterlagen zeigt, warum bringt ein anderer Teilnehmer zuverlässig seine Buntstifte mit, ohne dass er sie zum Zeichnen benutzen würde? So erscheinen uns unsere neuen TeilnehmerInnen in ihrem Sosein und ihren authentischen Verhaltensweisen.

Raum und Zeit sollten in dieser Gruppe die ganz entscheidenden Größen für die Entwicklung von Bewegungsmaterial werden, denn es braucht mitunter sehr viel Zeit, bis jemand zu dem findet, was er mitzuteilen hat, es braucht den vertrauten Raum unter vertrauten Menschen, um zur Kommunikation zu finden. Wenn der eigene Körper mir im Laufe der immer wieder kehrenden Körperübungen vertraut wird und ich ihn lieb gewinne, wenn schwerfällige Körperbewegungen im Spiel plötzlich leicht werden, dann wird die Freude am eigenen Ausdruck geweckt und die Weiterentwicklung dieser ersten Impulse gefördert.

Das Paar in unserer Gruppe ist ganz außergewöhnlich. Er flüstert, wenn er spricht, sie kann in Folge ihrer Hörbeeinträchtigung kaum hören und doch verständigen sie sich. Dieses Paar hat nun in ganz neuer Weise Gelegenheit, sich in seiner Beziehung zu erfahren, in der Körperarbeit, im Spiel, in der Begegnung miteinander und mit den anderen. Alle TeilnehmerInnen entwickeln im Laufe der Zusammenarbeit Verantwortung für den Entstehensprozess und für die Entwicklung der Gruppe.

Und schließlich stauen wir über die langen Zeiträume, in denen diese lebensälteren und körperlich erheblich beeinträchtigten Menschen letztlich in Bewegung bleiben und Entwicklung an ihnen sichtbar wird. Das Projekt mit BewohnerInnen der Lebenshilfe Limburg fand seinen vorläufigen Abschluss mit der Werkschau am 19. Dezember 2010.

Tanz-Theater-Performance-Projekt „Von der Idee in den bewegten Ausdruck“

Im Rahmen unseres Projektes mit der Lebenshilfe in Bochum haben wir mit einer Gruppe von Menschen mit zum Teil erheblichem Assistenzbedarf kleine Tanztheater-Performances erarbeitet. Eigene Verhaltens- und Bewegungsmuster, Gesten und Kommunikation sowie Körpersprache und die Arbeit mit Materialien und Requisiten wurden mit Spiel, Freude und Phantasie für die Erarbeitung von bunten Collagen herangezogen. Unsere bewegungsfreudigen TeilnehmerInnen entwickelten ihre schöpferischen Möglichkeiten und jeder Einzelne brachte seine eigenen Themen und Interessen in die Zusammenarbeit ein.

Werkschau am 11. September 2010

Auf diese Weise entstanden Collagen, die für eine Abschlusspräsentation zusammen gefügt und am 19. Dezember 2009 erstmalig im Rahmen einer Werkschau aufgeführt wurden. Für die Realisierung dieses Projektes standen 10 workshop-Termine zur Verfügung.

Im Februar 2010 ist das Projekt in die 2. Phase gegangen, die Gruppe ist angewachsen und hat sich daraufhin ein neues (Präsentations) -Ziel gesetzt. Die bisherigen Ergebnisse sollten gefestigt werden und wir wollten an neuen Inhalten arbeiten. Die Erfahrung, seinen eigenen Ausdruck zur Musik bewusst zu erleben und in nonverbalen Gesten und Bewegungen aber auch in Sprache mitzuteilen, hat sensible Prozesse in Bewegung gebracht und zu spielerischem Umgang mit der künstlerischen Arbeit geführt.

Wieder haben die TeilnehmerInnen der workshops mit viel Mut, Freude und zunehmendem Selbstbewusstsein zu ganz persönlichen Ausdrucksformen gefunden. Mit der Vorerfahrung aus der Präsentation in 2009 haben sie auf die Werkschau am 11. September 2010 in der Freien Schule in Bochum Wiemelhausen zugearbeitet. Mit der Unterstützung durch das Team, das in den vergangenen Wochen zusammen gefunden hat, konnte das Ensemble vor einem zahlreichen Publikum mit seinem Programm überzeugen. Im Anschluss gab es für alle Gäste Gelegenheit zum Austausch mit den TeilnehmerInnen und dem Team von TanzRäume Unterwegs.

Alle Beteiligten haben in ganz außerordentlicher Weise zusammen gehalten, einander ergänzt, voneinander gelernt und sich gegenseitig versichert, dass sie gern wieder zusammen kommen, um die künstlerische Arbeit aufzugreifen und sich erneut auf den Weg zu machen. Herzlichen Dank an alle, die das Projekt „Von der Idee in den bewegten Ausdruck“ ermöglicht haben und herzlichen Dank an E. Schmidt aus Dortmund, die uns eine sehr berührende und berührte Reflexion ihrer Wahrnehmungen zukommen ließ:

"Ich sehe einen älteren Mann im Jackett. Er sitzt da – nicht sehr aufrecht aber selbstbewusst. Wie er da in sein Handy spricht. Ein Mann mit Einfluss und Macht.. Wie schön, dass auf der Bühne Dinge möglich sind, die in der Realität kaum eine Chance haben. Eine Dame mit Hut in Tüll und Spitze. Sie sieht aus, als fände sie sich attraktiv. Erst später nehme ich ihre orthopädischen Schuhe war. Ich hätte nicht den Mut, mit meinen Schuhen und einem vornehmen Kleid auf der Bühne zu sitzen. Dem Mut gebührt ein dicker Applaus.

Fünf „blaue Sacke“ auf der Bühne. Zum ersten Mal frage ich mich nicht: Wer ist hier ein Mensch mit Behinderung und wer nicht? Besser ist Gleichstellung nicht darstellbar. Ein Tanz voller Leidenschaft und Schwung zum rhythmischen Klang der Trommel. Wunderschön anzusehen auch wenn die Tänzerin vielleicht nicht so schön ist. Am liebsten würde ich mittanzen, wenn auch lieber stehend als sitzend. Zwei Gefühle werden lange bleiben: Schönheit ist relativ und vieles, was ich für kaum möglich hielt ist machbar. – Zumindest auf der Bühne.

Danke für diese Erfahrung!"   (E. Schmidt aus Dortmund 13.09.10)

Jahrestagung "Kultur in klusive"

Das Ensemble WINDSPIEL

Das Ensemble des Chistopherus-Hofes hat Ausschnitte aus seinem Bühnenprogramm "Taikonaut nach der Rückkehr zur Erde" auf zwei Sommerveranstaltungen präsentiert. Am 12. Juni spielten wir beim kulturellen Abend der Gemeinsamen Jahrestagung 2010 des Verbandes für anthroposophische Heilpädagogik, Sozialtherapie und soziale Arbeit e.V. und der Bundeselternvereinigung für anthroposophische Heilpädagogik und Sozialtherapie e.V.

Am 26. Juni waren wir zu Gast beim Johannifest zur Sommersonnenwende in den Werkstätten Gottessegen, Zweigwerkstatt Bochum.

Werkschau des Projektes mit BewohnerInnnen der AWO aus der Lebensgemeinschaft Dortmund Mengede

Im Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg in Dortmund hat im Schuljahr 2009/2010 eine Kooperation der ganz besonderen Art stattgefunden. Schülerinnen und Schüler der Heilerziehungspflege und werdende ErzieherInnen haben im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft verschiedene Möglichkeiten der künstlerischen Begegnung mit geistig und mehrfach behinderten Menschen genutzt.

Unter der Leitung von Ute Mittelbach und ihrem Programm „TanzRäume Unterwegs“ haben die SchülerInnen gemeinsam mit geistig behinderten BewohnerInnen der Lebensgemeinschaft der AWO in Dortmund Mengede tanz- und theaterpädagogisch gearbeitet.

Zum Abschluss der Arbeitsgemeinschaft hat am Dienstag, den 04.05.2010 im Gisbert-von-Romberg- Berufskolleg eine Werkschau das Ergebnis der Zusammenarbeit präsentiert. LehrerInnen, SchülerInnen und BewohnerInnen aus der Gemeinschaft in Mengede gehörten zum Zuschauerkreis.

KULTUR INKLUSIV

Im Rahmen der BP-Unterrichtswoche vom 19. – 23. April hat das Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigungen ein integratives kooperatives Kulturprojekt veranstaltet. Inklusiv mit Menschen mit Beeinträchtigungen und BerufspraktikantInnen des Bildungsganges „Heilerziehungspflege“ haben dazu vorbereitende Unterrichtsangebote auf drei Ebenen stattgefunden:

Eine integrative Musikband unter der Leitung von Claudia Schmidt (Just Fun), das Ensemble des Christopherus-Hofes in Witten und eine SchülerInnen- Gruppe für Bühnenbild und Kinetische Kunst haben während der experimentellen Projektwoche in künstlerischem Austausch miteinander gestanden und sich gegenseitig inspiriert, so dass aus den Elementen Bewegte Kunst, Improvisation/Tanz- und Bewegungstheater und Live-Musik ein spartenübergreifendes Kulturprojekt mit bewegten und bewegenden Ergebnissen enstanden ist.

 

TanzRäume Unterwegs zu Gast bei der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. Neuss, Regionalgruppe Hattingen

Am 07. April 2010 waren die TanzRäume Unterwegs eingeladen, das Monatstreffen der Selbsthilfegruppe mit einem Tanzperformance- workshop zu gestalten und die Mitglieder und Angehörigen zur Teilnahme zu bewegen. Nach unseren ersten Gesprächen hatte es bereits Interessenten gegeben, die die Arbeitsweise kennen lernen wollten. Nachdem der Verein seine neuen Räumlichkeiten bezogen hatte stand das erste Monatstreffen an und der Treffpunkt der Mitglieder wurde zu unserem TanzRaum.

Auch hier bewährte sich der Ansatz, von der Raum- über die Körpererfahrung in den tänzerischen Ausdruck zu gelangen und schon bald überwog heitere Bewegungsfreude die anfängliche Vorsichtigkeit und alle TeilnehmerInnen tauchten in den Arbeitsprozess ein. Zu unser aller Überraschung zählte der jüngste Teilnehmer unseres workshop 9 Jahre, war als Enkel eines der Mitglieder bei diesem Treffen dazu gekommen und bereicherte die Veranstaltung in Generationen übergreifender Weise mit seinem Engagement.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die uns entgegengebrachte Offenheit und den Mut, sich künstlerisch zu betätigen und den anwesenden Zuschauern den eigenen Umgang mit der schauspielerischen und der körperlichen Beweglichkeit zu präsentieren.

TanzRäume Unterwegs in Gevelsberg, Rösrath, Limburg

Im Rahmen von Schnupper-workshops haben Bewohnerinnen und Bewohner aus Einrichtungen des stationär und ambulant betreuten Wohnens der AWO und der Lebenshilfe unsere Methode kennen gelernt. Unsere TeilnehmerInnen ließen sich „Von der Körpererfahrung in den tänzerischen Ausdruck“ führen und wir hatten jede Menge Freude bei der Arbeit und bei der Präsentation der Ergebnisse unserer workshops.

Schnupperworkshop in LimburgEs ist immer wieder erstaunlich, welche außerordentlichen Fähigkeiten und individuellen Ausdrucksformen bei den TeilnehmerInnen zu entdecken sind. Die Behinderungsbilder stehen dabei ebenso wenig im Vordergrund wie die Einschränkungen, die sich daraus ergeben. Es ist vielmehr die Erfahrung des eigenen Könnens und des damit verbundenen Respekts, den der Teilnehmer des Tanzperformance-workshops für sein Engagement erfährt.

Diese und viele weitere Erfahrungen gilt es zu verstetigen, zu kultivieren, zu entwickeln und schließlich die künstlerischen Ausdrucksformen von körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen zu etablieren und ihnen den Raum zur Entfaltung und auch Anerkennung zu geben.

An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass wir in jeder besuchten Einrichtung durch MitarbeiterInnen, PraktikantInnen und ehrenamtliche Mitarbeiter ein hohes Maß an Unterstützung erfahren haben, sowohl in der Organisation und Vorbereitung der workshops, als auch bei deren Durchführung, was dann wesentlich zu einem Gelingen der Veranstaltung beigetragen hat.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mitgewirkt haben.